To become parents
Wir sind schwanger…
Wie sehr wir uns darüber freuten, ist kaum mit Worten zu beschreiben.
Da war er also, der positive Schwangerschaftstest. In dieser Situation haben wir wirklich nicht damit gerechnet.
Mit einer regelrechten Routine und ohne große Erwartungen habe ich den Test einfach so nebenbei gemacht. Und dieses Mal haben wir nicht – so wie all die anderen Male – den Wecker gestellt und drei Minuten lang auf diesen verdammten Streifen gestarrt.
Das war auch gar nicht notwendig. Der zweite Streifen war sofort da. Ich schaute mir den Test ungläubig an und konnte es nicht fassen. Mir schossen eine Millionen Gedanken durch den Kopf und nicht einer davon war greifbar.
Ich kam sprachlos, mit offenstehendem Mund aus dem Badezimmer.
Es waren keine Worte nötig, mein Gesicht sprach Bände.
Da war er, der Moment, der so vieles ändern, der wohl unser ganzes Leben auf den Kopf stellen würde.
Eine neue Zeitrechnung würde beginnen. So viele Gefühle und Emotionen, die dieser eine Moment mit sich brachte…
Doch wir wollten auf jeden Fall ganz gelassen bleiben und in den meisten Fällen gelang und gelingt uns das auch ganz gut.
Keine übereilten Einkäufe von tausenden Babysachen, Einrichtungen oder Spielzeugen, wir bleiben einfach cool.
Grundsätzlich klappt das ganz gut, aber dann gibt es da auch diese Momente und Situationen, in denen wir schier verzweifeln und emotional an unsere Grenzen stoßen. Die Situationen, in denen uns bewusst wird, dass wir nun wirklich ein Baby bekommen. Einen kleinen Menschen, der vollkommen unschuldig, arg- und hilflos ist. Und für den wir ganz allein die Verantwortung tragen. Ein kleines Wesen, das nichts anderes tun kann, als sich auf uns zu verlassen.
Und mit diesen Gedanken kommt sie, die Angst. Angst, dass wir das gar nicht können. Vor ungefähr einem Jahr haben wir beschlossen, dass wir bereit für ein Baby sind und jetzt fragten wir uns, was uns denn geritten hat, anzunehmen, wir seien bereit?
Sind diese Gedanken normal?
Sollten wir nicht jede einzelne Sekunde genießen und auf einer riesigen Welle der Glückseligkeit schwimmen?
Das Gefühlschaos hatte uns voll im Griff
Ich fühlte mich dadurch eher unter Druck gesetzt und hatte das Gefühl, ein absolut egoistischer Mensch zu sein, weil ich eben nicht jeden einzelnen Moment so sehr genießen konnte und mitunter das starke Verlangen danach hatte, meinen Körper wieder ganz für mich allein zu haben. Mit all diesen Dingen, die mit meinem Körper geschehen sind, die so viele Frauen als so wundervoll empfinden, hatte ich zu kämpfen. Klar, man nimmt zu und bekommt einen kullerrunden Bauch – das war vollkommen okay für mich, darauf war ich vorbereitet und auch wenn der Bauch recht hinderlich sein konnte und ich mich sehr darauf freute, meine Füße wieder von oben sehen zu können, ist er kein großes Problem für mich gewesen.
Doch, dass sich einfach alles an meinem Körper veränderte, damit habe ich so ganz und gar nicht gerechnet.
Darf ich es laut aussprechen, dass ich meine Schwangerschaft nicht in vollen Zügen genossen habe?
Ich hatte nie unreine Haut, bis zu meiner Schwangerschaft. Meine Haare fetteten, ich hatte Wassereinlagerungen und dadurch so unfassbar dicke und vor allem dellige Beine. Und ich hatte unkontrollierte Hautveränderungen…da ich eh schon mit meinen vielen Leberflecken zu kämpfen habe, fiel mir das besonders schwer. Auf einmal tauchten rote Flecken und kleine rote Spinnenmale auf meinem Körper auf. Leberflecke wurden größer und dicker.
Ich habe das Baby schon in meinem Bauch so sehr geliebt aber ich liebte es nicht schwanger zu sein.
Sobald diese Worte meinen Mund verlassen, bzw. sie aus meinen Fingern über die Tastatur, den Weg auf das Papier finden, habe ich ein schlechtes Gewissen.
Kann ich eine gute Mama sein?
Habe ich dieses Muttergen überhaupt in mir?
Schließlich war ich auch in der Schwangerschaft so sehr mit mir und meinem Körper beschäftigt. Durfte ich das, wo doch dieser kleine Mensch in mir heranwuchs und ich alles war, was er hatte? Ich freute mich so sehr auf unseren kleinen Mann, ich war aufgeregt, voller Hoffnung und super glücklich. Doch gleichzeitig dachte ich so viel über mich und meinen Körper nach.
Ich war nicht mehr einfach nur eine Frau
Es fehlte mir wirklich sehr einfach nur eine Frau zu sein.
In diesem Moment war ich eine schwangere Frau und dieser Zusatz „schwanger“ (von so gut wie allen schwangeren Frauen, als Kompliment äußerst positiv empfunden) ist für mich nicht das, wonach ich mich mein ganzes Leben lang gesehnt habe.
Für mich ist das eher negativ konnotiert.
Und schon wieder fühle ich mich schlecht.
Mir wird an jeder Stelle suggeriert, dass es das wichtigste und schönste im Leben ist Mama zu werden. Dass eine Schwangerschaft über allem steht und dass die körperlichen Veränderungen, die Entbehrungen und das Unwohlsein alles Dinge sind, die man gerne hinnehmen muss. Schließlich geht es hier um etwas Größeres. Alles für das Wohl des Babys.
Natürlich!
Für das Wohl des Babys. Doch nur, weil ich möchte und alles daran setze, dass es meinem Baby gut geht, heißt es doch nicht dass ich das alles gerne tun muss. Oder doch?
Ich habe das Glück einen großartigen Mann an meiner Seite zu haben, der mir so vieles abnimmt und ich mich nie allein gelassen fühle. Doch eines schaffte auch er nicht: Mir das Gefühl zu geben, dass ich so sehr vermisste. Das Gefühl, seine wunderschöne Frau – nicht wunderschöne schwangere Frau – zu sein.
Er liebt mich und meinen kugeligen Bauch, samt seinem Bewohner, über alles, das weiß ich, aber ich denke auch er hat nicht mit all diesen Veränderungen gerechnet. Und obwohl er sich alle Mühe gab, so spürte ich, dass er mich mit anderen Augen sah. Wir sind immer ehrlich zueinander und daran änderte auch die Schwangerschaft nichts. Er sagte mir ganz ehrlich, wie er mich sah. Diese Ehrlichkeit schätze ich sonst so sehr, doch in diesen Momenten war es nicht leicht. Mir schwirrten Gedanken im Kopf herum, die ich noch nie zuvor hatte. Ständig fragte ich mich, ob er mich überhaupt noch als seine Frau, die er sonst so attraktiv und sexy fand, wahrnehmen konnte. Und wenn schon nicht jetzt, dann wenigstens wieder nach der Schwangerschaft?
Wir sind die stolzesten und glücklichsten Eltern auf Erden, aber dennoch bedeutete die Schwangerschaft eine Herausforderung für mich als Frau und für uns als Paar.
Ich finde es bewundernswert – ganz ehrlich bewundernswert – wie andere Frauen ihre Schwangerschaft so sehr genießen und die damit einhergehenden Veränderungen einfach nur lieben, sich sogar darüber definieren und stolz präsentieren, ich konnte das nicht.
Doch all meine negativen Empfindungen in Bezug auf meinen Körper ändern nichts an der, jetzt schon, so tief empfundenen Liebe für unseren kleinen Mann. Wir sind Mama und Papa und es ist wohl eines der wundervollsten und aufregendsten Gefühle, das einem widerfahren kann. Und dennoch:
Ich bin so froh, wieder einfach nur eine Frau sein zu dürfen.
Hi Jule,
ich glaube du hast mit deinen Worten für viele Frauen gesprochen. Denn das wichtigste ist ja am Ende, dass man dem kleinen Wesen liebe und Geborgenheit gibt. Ihr seid wundervolle Eltern und man spürt wie sehr ihr den kleinen Mann liebt. Wir sind Gott sei dank alle nur Menschen und bestimmt nicht perfekt. Papa und ich sind so stolz auf euch und wir lieben euch so sehr.
Ich hab dich lieb deine Mutsch
Hallo,
es handelt sich hier um einen wirklich aufschlussreichen Post, der mir viel Freude bereitet hat.
LG
Mr. Big